WETTBEWERB ZUM NEUBAU EINES BETREUUNGS- UND KINDERGARTENGEBÄUDES IN DÖRENHAGEN
Zusammenarbeit mit Enno Schneider Architekten
***4. Platz / Anerkennung***
Städtebau im Wettbewerb
Der Entwurf nutzt die vorgefundene Topographie und legt sich in Form einer nutzungsbedingten Dreiflügelanlage mit seinem Rückgrat an den Geländesprung mit der gewachsenen Gehölzkante im Osten des Wettbewerbsgebietes. Der mittige Flügel beherbergt den Küchen- und Mensabereich und wirkt als Raumabschluss zu der vorhandenen Wohnbebauung. Der vorhandene Gehölzstreifen wird weitestgehend beibehalten und übernimmt darüber hinaus die Aufgabe eines Lärm- und Sichtschutzes.
Im nördlichen Bereich gliedert sich in räumlicher Nähe zur vorhandenen Schule der Betreuungsriegel an. Dieser wird fußläufig an der nordöstlichen Gebäudekante erschlossen.
Im Süden befindet sich in direktem Bezug zum Kindergarten „Glühwürmchen“ der neue Kindergartenriegel. Auch hier liegt der Eingang an der südöstlichen Gebäudekante in räumlicher Nähe zum Bestand. Die Freiflächen der beiden unterschiedlichen Nutzungsbereich befinden sich jeweils südlich der zugehörigen Gebäudeflügel.
Die verkehrliche Anbindung erfolgt über die südöstliche Freifläche zwischen Gehölzstreifen und Wohnbebauung und ist ausschließlich der Ver- und Entsorgung sowie dem Rettungsdienst vorbehalten. Der Vorplatz mit Wendemöglichkeit durchbricht den bestehenden Gehölzstreifen an nur einer Stelle.
Gebäude
Die große eingeschossige Nutzfläche wird durch die Aneinanderreihung von flach geneigten giebelständigen Einzelhäusern aufgebrochen. Diese orientieren sich mit ihrer Ost-West-Ausrichtung an der vorhandenen Wohnbebauung.
Beide Nutzungsbereiche sind ähnlich aufgebaut: nach Süden hin ausgerichtet befinden sich die großen Gruppenräume mit vorgelagerter überdachter Außenzone und direkter Anbindung an die Freifläche, nach Norden hin orientieren sich die Nebenräume.
Betreuungsgebäude
Hinter dem Eingangsbereich befindet sich das Foyer mit Zugang zur Mensa und zum Garten. Die Mensa liegt direkt verknüpfbar neben der des Kindergartens und öffnet sich nach Westen mit Blick über die Freifläche mit den Schatten spendendem Baumclustern hinweg in die Landschaft.
Die sechs unterschiedlich großen Gruppenräume erschließen sich über einen zentralen, gut belichteten Flur mit Garderoben und Tornisterregalen für die 100 zu betreuenden Kinder. Es liegen jeweils ein großer und kleiner Raum nebeneinander und lassen sich zusammenzuschließen. Der große Mehrzweckraum liegt direkt am Foyer und kann mit diesem zusammengeschlossen werden. Der Personalbereich liegt am Ende des Gebäuderiegels.
Kindergarten
Im Eingangsbereich ist neben dem Windfang ein Kinderwagenraum eingerichtet, der sowohl von außen wie auch vom Windfang erreichbar ist. Die Mensa schließt sich an den Eingangsbereich und das Foyer an und erhält einen direkten Gartenzugang. Sie liegt direkt neben der Mensa des Betreuungsgebäudes und lässt sich mit dieser zusammenschließen. Zentral im Eingangsbereich ist neben dem Büro ein zusätzlicher Besprechungsraum vorgesehen.
Die einzelnen Gruppenbereiche erhalten einen zusätzlichen Ausgang (Schleuse) zur Außenspielfläche, der Übergang zwischen der Außenspielfläche und den Innenräumen ist als ein überdachter und windgeschützter Bereich gestaltet. Der Differenzierungsraum liegt zwischen den beiden Gruppen.
Die Anordnung und Gestaltung der Garderoben im nördlichen Bereich des Kita-Flügels in einer Aufweitung zwischen den Nebenräumen erlaubt eine Verknüpfung beider Gruppen. Mit der Öffnung der Garderobenflächen zum Außenraum entstehen so gute Aufenthaltsqualitäten für den gesamten Flur. Der Mehrzweckraum, der auch als Schlaf-/ Ruheraum für die Kinder dient, sowie der Personalraum inklusive Teeküche sind am ruhigeren Ende des Flügels angeordnet. Die barrierefreien Sanitärbereiche befinden sich jeweils direkt gegenüber ihren zugehörigen Gruppenräumen und sind auf kurzem Weg von den Außenschleusen aus erreichbar.
Übergangsbereich /Mensen
Die Küche und die Mensen fungieren als Gelenk zwischen Betreuungsgebäude und Kita. Die eigenständigen Mensen und die Mischküche mit den dazugehörigen Nebenräumen sind in dem Rückgrat der neuen Anlage benachbart angeordnet, sodass eine gemeinsame Nutzung möglich ist. Der Küchenbereich verfügt über einen eigenen Personalraum. Die Andienung erfolgt über einen separaten Nebeneingang.
Konstruktion und Materialien
Das eingeschossige Gebäude wird in hoch gedämmter Holzbauweise errichtet. Die Südfassaden erhalten bodentiefe Öffnungen mit dreifach verglasten wartungsarmen Holz-Aluminium-Fenstern. Vorgelagert ist hier die überdachte Außenspielfläche als Schatten spendende Pufferzone mit Berankung, innen schaffen dichte Vorhänge die gewünschte Verdunklung.
Nach Norden hin sind kleinere Fensteröffnungen für die Nebenräume vorgesehen, ebenso wie in der Ostfassade des Küchentrakts. Die flach geneigte Dachfläche der Ostansicht wird als Gründach ausgebildet, um den Bewohnern der angrenzenden Wohnbebauung möglichst viel des gewohnten „grünen Blicks“ in die Landschaft zu bewahren.
Nach Westen hin zeigen sich die beiden Stirnseiten der Riegel ebenfalls weitestgehend grün. Neben der begrünten Dachfläche werden auch die Fassaden mit den wenigen Öffnungen begrünt und verschmelzen so mit der angrenzenden Landschaft. Einzig der zurückspringende Mensenbereich öffnet sich großzügig verglast nach Westen, aber auch dessen Dachfläche ist begrünt. Insgesamt ergeben sich ca. 700 m2 an Gründachfläche.
Materialien
Die Fassaden sind mit Holzfaserzement-Fassadenplatten in einem wohligen Naturton belegt, sämtliche aufsteigenden Wandelemente und das Dach sind mit Holzfaser- oder Zellulose-Dämmstoffen ausgedämmt. Die Dampfbremsfunktion übernehmen die aussteifenden OSB-Platten, die an den Rändern dicht verklebt sind. Zwischen den tragenden Brettschichtholz-Sparren der Dachkonstruktion liegen gefärbte Holzwolle-Akustikplatten. Die Innenflächen der Wände bestehen aus lasierten zementgebundenen Spanplatten. Als Bodenbelag kommt Linoleum auf Heizestrich zum Einsatz.
Nachhaltigkeit
Neben den einsehbaren Gründachflächen können alle nicht einsehbaren Dachflächen mit Photovoltaikelementen belegt werden. Hierfür steht eine Fläche von ca. 1.200 m2 zur Verfügung. Die flach geneigten Dachflächen in Ost-West-Ausrichtung bieten dabei ein Höchstmaß an Effizienz.
Der eingeschossige Bau kann in erster Line mit recyclingfähigen heimischen Holzbaustoffen ohne Verbundkonstruktionen hergestellt werden. Die Gesamtenergiebilanz der vorwiegend holzbasierten Baustoffe wird vermutlich sehr positiv ausfallen. Die hochgedämmten Konstruktionen lassen auf einen sehr niedrigen Heizenergiebedarf schließen. Durch den Einsatz der Photovoltaikelemente in Zusammenhang mit effizienten Wärmepumpen kann die Kita im Tagesbetrieb bestenfalls ihren eigenen Strombedarf decken. Ziel des Entwurfs ist ein nachhaltiges Gebäude, das nicht nur mit einer niedrigen Energiebilanz durch die in der Nutzung verbrauchten Energie nach /GEG gut dasteht, sondern das in seiner Gesamtenergiebetrachtung vom Primärenergieeinsatz bis hin zu Grauenergie ein zukunftsweisender Bau für die Generation ist, die es nutzt.
Wettbewerb 2021 Entwurf Katharina Jester für Enno Schneider Architekten, Berlin Modell Carl-Friedrich Hörnlein, Berlin Platzierung 4. Platz (Anerkennung)