UMBAU DES VERWALTUNGSBAUS DER GLANZFILMFABRIK
Machbarkeitsstudie zur Umnutzung für eine Kita und Grundschule
„Marlene Dietrich war auch schon da…“
Jeder Film, der das Werk je verlassen hatte, trug das Potenzial in sich, nach der Belichtung berühmt oder auch ganz privat als Kleinod aufbewahrt zu werden. Zum Ruhme gelangte sicher jenes Filmmaterial, das mit den Filmgrößen der 20er-Jahre in Berührung kam. Diese Glanzlichter des deutschen Filmes waren auch oft selbst auf dem Gelände anzutreffen, wenn sie im angeschlossenen Schnittstudio Ihre Filme abnahmen.
Die Historie des Gebäudes
Neben der Rummelsburger Agfa war noch eine zweite Berliner Firma als Produzent von Filmen für Fotographie und Kino tätig: die Fotochemischen Werke Köpenick.
1923 wurde in Berlin-Köpenick zwischen Friedrichshagener Straße und Spree ein fotochemisches Werk unter der Bezeichnung Glanzfilm AG Köpenick gegründet. Das war ein Tochterunternehmen des Kunstseideproduzenten Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG aus Elberfeld (heute Ortsteil von Wuppertal). Da diese Firma über mehrere Jahre mit Verlust arbeitete, wurde sie 1927 an den US-amerikanischen Fotokonzern Kodak verkauft und agierte fortan als Kodak AG, Werk Köpenick.
Hergestellt wurden Filme für die Schwarz-Weiß-Fotografie und Röntgenfilme sowie die dazu notwendigen chemischen Verarbeitungsmaterialien.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Köpenicker Kodakwerke 1941 als Feindvermögen von den Nazis beschlagnahmt. Auch nach Kriegsende erhielten die Amerikaner ihr Werk nicht zurück, da es nun im sowjetischen Machtbereich lag. Es wurde noch einige Jahre unter der Bezeichnung Kodak AG Filmfabrik Köpenick in Verwaltung weitergeführt.
Ab 1956 firmierte man dann unter der Bezeichnung VEB Fotochemische Werke Köpenick, kurz FCW. Es wurden Röntgenfilme, Schwarz-Weiß-Filme, Fotopapier und Fotochemikalien produziert.
Nach der deutschen Wiedervereinigung erhielt Kodak seine Köpenicker Filmfabrik 1992 zurück, 51 Jahre nach der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten. Aber die Entwicklung der Digitaltechnik für Fotografie und Film führte schnell zur Schließung des Werkes mit Ausnahme einer kleinen Abteilung für Röntgenfilme (X-ray-Retina).
Die Konversion
Zur Zeit entsteht auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Fotochemischen Werke Köpenick in der Friedrichshagener Straße 9 eine Wohnanlage unter teilweiser Nutzung der Fabrikgebäude aus den 20er Jahren. Vermarktet werden die Immobilien unter der Bezeichnung Glanzfilmfabrik, dem ersten Namen dieses alten Produktionsstandorts, größtenteils als Wohnungsbau.
Dem Vorstandshaus muss mit besonderer Sorgfalt begegnet werden, denn es ist bis auf wenige Eingriffe sowohl von innen als auch von außen in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
Unsere Machbarkeitsstudie untersucht eine Umnutzung zu einer Grundschule und Kindertagesstätte. Das Ergebnis ist erfreulich: Das Gebäude kann mit nur wenigen zarten Eingriffen optimal für das aufgestellte Raumprogramm angepasst werden!
Das Erdgeschoss wird dem Kita-Unter-3-Bereich, sowie der Kita-Leitung zugeteilt, im 1. Obergeschoss findet der Kita-Über-3-Bereich Platz.
Das 2. und 3. Obergeschoss stehen der Grundschule zur Verfügung, dabei nehmen die Klassenräume das 3. OG, die Fachräume und der große Bewegungsraum das 4. OG ein.
im 3. OG wird auch das Kinder-Restaurant etabliert, die Küche findet in dem großzügigen Souterrain neben Lager- und Technikflächen Raum.
Bauherr
Bildung bewegt e.V. Berlin
Sandra Klünder
Architektur im Bestand
Verwaltungsgebäude der Kodak Filmfabrik,
erbaut 1922–1925 von Heinz Müller-Erkelenz
Machbarkeitsstudie
Katharina Jester
Planungszeitraum
September 2013