DAUERAUSSTELLUNG IM ALTEN RATHAUS DER STADT GEISLINGEN AN DER STEIGE
Erstellung und Umsetzung der Ausstellungskonzeption in zwei Teilen und Prolog
in Zusammenarbeit mit südstudio, Stuttgart
Faszination Südmähren und Südböhmen
& Rückblicke in die Geschichte
„Trotzdem wissen wir, dass wir dort, wo wir als Kinder zuhause waren, Fremde geworden sind.“
Ilse Tielsch
Idee der Erneuerung
Der Südmährische Landschaftsrat beabsichtigt, das bestehende Museum im Alten Rathaus – direkt neben dem Trauzimmer – zu erneuern. Dabei soll nicht nur eine ästhetische Erneuerung stattfinden, sondern eine zukunftsfähige Aktualisierung angestrebt werden, die insbesondere auch die jüngere Generation anspricht.
Vertreibungsschicksal
Zentral soll jetzt das Vertreibungsschicksal der deutschen Bevölkerung aus Südmähren und Südböhmen im Vordergrund stehen. Um dies zum gänzlichen Verständnis zu bringen soll die Darstellung der Geschichte im 19. Jahrhundert beginnen, die dem vorausgehenden Epochen werden nur knapp angerissen. Das Leben in der Zeit des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts ist auf der Exponatebene am dichtesten dokumentiert. Das Vertreibungsschicksal ist das eigentlich exemplarische Beispiel, das sich durch Nationalitätenkonflikte ankündigt und mörderisch eskaliert. Die Integrationsleistung und der Beitrag zum Wiederaufbau Deutschlands sowie die völkerverständigenden Aktionen des Landschaftsrates sollen in medialen Botschaften herausgestellt werden. Insgesamt kann so eine Ausstellungsargumentation entstehen, die exemplarisch aufarbeitet, was noch viele andere mitteleuropäische Bevölkerungsgruppen während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit erleiden mussten, ja sogar möglicherweise auch für andere politisch motivierte Deportationen und Entwurzelungen bis heute stehen.
Exponate
Im Zentrum der Präsentation stehen ausgewählte, aussagekräftige Museumsobjekte. Die verfügbare Sammlung ist reichhaltig: zahlreiche malerische Erinnerungen erlauben einen romantischen Blick auf die Region, Arbeitsgeräte und Alltagsobjekte machen es möglich, regionale Besonderheiten herauszuheben, eine „Normalität“ des Lebens zum Ausdruck zu bringen. Störfaktoren nationaler Konflikte zeigen sich in Form von Flugblättern, Zeitungsnotizen und Aufrufen. Die Vertreibung kann durch das wenige Zusammengeraffte nur notdürftig illustriert werden, hier braucht es Ergänzung durch Zeitzeugenberichte, braucht es Vertiefung. Die Integration in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich soll anhand von gezielten Videointerviews biografisch-beispielhaft aufgearbeitet werden.
Aufraggeber Südmährer Bund e.V. Entwurf und Planung Ausstellungen südstudio, Hannes Bierkämper, Katharina Jester, Maria Murais Bauleitung südstudio, Hannes Bierkämper Inhaltliche Konzeption Frank Lang, Vaihingen/Enz Grafisches Konzept Clemens Hartmann Lichtkonzept Maierlighting Fertigstellung Juni 2015 Fotos © Brigida González, Stuttgart