UMBAU UND SANIERUNG EINES EINZELDENKMALS
Update für das Sommerhaus „Villa Grüneck“ in der Kolonie Neubabelsberg
“Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die zur Erinnerung führen und in ihr zusammenlaufen.
Bilder, Stimmungen, Formen, Wörter, Zeichen und Vergleiche müssen Möglichkeiten der Annäherung eröffnen.
Um das Werk im Zentrum muss ein strahlenförmiges System der Annäherung gelegt werden, so dass wir es gleichzeitig unter verschiedenen Aspekten betrachten können:
historisch, ästhetisch, funktional, alltäglich, persönlich und leidenschaftlich.“ (John Berger)
DIE AUFGABE
Mit der Aufgabe „Rettung Villa Grüneck“ haben wir uns hinsichtlich des Denkmalschutzes, der maximalen Gesamtenergieoptimierung, der technisch-funktionalen und gestalterischen Instandsetzung der Problematik Sanierung eines Baudenkmals gestellt. Nachhaltigkeit und Behutsamkeit waren erklärtes Ziel bei der Sanierung der bezaubernden Villa: ihrem Charme und Charakter folgend, das Alte respektierend und dabei gestalterischen Ansprüchen und technischen Möglichkeiten unserer Zeit entsprechend.
DIE VILLA
Die „Villa Grüneck“ wurde um 1870 von den Berliner Architekten Böckmann & Ende erbaut. Sie hat als eines der ersten Sommerhäuser der Villenkolonie Neubabelsberg besonderen Denkmalwert.
Eine sorgfältige und aufwendige Analyse des Vorhandenen durch eine umfangreiche Bauaufnahme diente als Grundlage für die detaillierte Planung, die dem Bestand gerecht wird und seine Besonderheit hervorhebt. Von unserem Konzept der behutsamen Instandsetzung bei maximalem Einsatz Co²-Ausstoß reduzierender Maßnahmen war auch die Untere Denkmalschutzbehörde bald überzeugt und stimmte u.a. Maßnahmen wie einer verdeckt installierten Solaranlage zur Brauchwassererwärmung auf dem Dach zu.
Unser Anliegen bestand darin, die nicht zerstörten Teile des Gebäudes mit ihren Schichten, Spuren und Zeichen der Vergangenheit zu erhalten und zu zeigen. So wurden beispielsweise die sichtbaren Ziegelelemente behutsam von derben Verunreinigungen befreit, mit ihren Schadstellen und der Patina der Jahre in ihrer Struktur jedoch – wie vorgefunden – erhalten.
Die Villa Grüneck ist ein 2-geschossiger zum Teil ziegelsichtiger, zum Teil Putzbau mit Sockelgeschoss, der sich über einer rechteckigen Grundform erhebt und mit einem flachen Satteldach endet. Besonderes Merkmal der flachen Dachkonstruktion sind die wunderschön geschnitzten Kopfbänder und Sparrenköpfe.
Aufgrund von jahrzehntelang unterlassenen Instandhaltungsmaßnahmen hatte das Gebäude sehr gelitten. Der Souterrainbereich war völlig durchfeuchtet und bot den entsprechenden Nährboden für mancherlei zerstörende Schädlinge.
DIE FASSADE
Die Putzfassade im Erd- und Obergeschoss war in den Spritzwasserbereichen stark beschädigt, jedoch als der noch bauzeitige Putz unter denkmalpflegerischen Aspekten unbedingt erhaltenswert. Er wurde verfestigt und mit einem Kalk-Putz der gleichen Qualität nachgearbeitet, Risse verpresst und verputzt, die Fenster neu eingeputzt, so dass Wind-Undichtigkeiten aufgehoben wurden.
Eine restauratorische Farbuntersuchung deckte die außergewöhnliche, ursprüngliche Farbgebung der Villa unter diversen Farb- und Schmutzschichten auf. Diese diente als Anhaltspunkt und Vorlage für die neue Farbgebung.
Verbliebene bauzeitige Kastenfenster wurden aufgearbeitet, die im Laufe der Zeit ersetzten Holz-Doppelfenster bzw. Holz-Isolierglasfenster nach gründlicher Abschätzung von Kosten, Nutzen und Effektivität im Sinne einer positiven Gesamtbilanz erhalten. In die Ostfassade wurde im Obergeschoss ein zusätzliches Fenster hinter Blind-Fensterläden eingebracht. Dieses neue Holzfenster ist mit Wärmeschutzglas ausgestattet.
Die wunderschönen, aufwendig verzierten, auskragenden sichtbaren Sparrenköpfe des Daches wurden zimmermannsmäßig überarbeitet und mit einem deckend matten Farbanstrich versehen. Die Kombination von eichenbraunem Grundanstrich aller sichtbaren tragenden Holzbauteile mit karminroten Detailausmalungen ist eine einzigartige, spezielle Farbgebung, die sich ganz selbstverständlich in die Materialität der roten Ziegelelemente und der sandsteinfarbenen Putzfarbe einreiht.
DIE LOGGIA
Ein besonderes Merkmal der Villa ist der zwischen ziegelsichtigen Eckpfeilern als aufwendig verzierte Holzkonstruktion ausgeführte Loggienvorbau, der leider auch in recht baufälligem Zustand vorgefunden wurde. Hier mussten umfassend zimmermannsmäßig diverse Holzbauteile ausgetauscht ersetzt oder ergänzt werden. Auch hier kamen die prächtige Farben wie an den Sparrenköpfen zum Einsatz.
DAS ZIEL
Die nachhaltige und behutsame Instandsetzung der bezaubernden Villa war erklärtes Ziel der Sanierung, welches wir in intensiver Zusammenarbeit mir der Unteren Denkmalschutzbehörde, den dem Denkmal sehr respektvoll gegenüber eingestellten Bauherrn und sehr guten und „Denkmal pflegenden“ Baufirmen beispielhaft erreicht haben.
Bauherr Corinna und Peter Wilke
Architektur im Bestand Böckmann und Ende, 1870 Planungsteam Katharina Jester, Andreas Ressel, Christian Eckelmann Holzschutzgutachten Ingo Dreger, Potsdam Planungszeitraum Februar bis Dezember 2003 Fertigstellung Februar 2004 Leistungsphasen 1-9