ICH BIN DAS NEUE BERLINER LEBKUCHENHAUS !
Wettbewerbsbeitrag von Sandra Bruns, Carsten Scheibe, Andreas Ressel und Katharina Jester
Die Aufgabe bestand darin, eine Symbiose zwischen dem traditionellen vorweihnachtlichen Backen eines Lebkuchenhauses und architektonisch professionellen Konzepten zu schaffen.
Alle Jahre wieder kamen Architekten in die Stadt mit neuen frischen Ideen, die sich dann doch wieder in diesen alten, langweiligen Lebkuchenhäusern manifestierten, die mit teuren Fassaden einen nicht vorhandenen Reichtum imaginieren, deren Verfallsdatum bereits Weihnachten ist!
Ausgehend von dem dringenden Bedürfnis, der Stadt Berlin eine neue Perspektive in der Baukultur anzubieten, war eine Bestandsanalyse unumgänglich. Diese zeigt eine erschreckende Uniformität im Berliner Stadtbild auf:
Lebkuchenhaus an Lebkuchenhaus – Alt und Neu, leidenschaftslos und widerstehlich nebeneinander. Neues verräterisch verborgen hinter der Lüge der angepassten Traufhöhen, der Staffelgeschosse, den eintönigen Lochfassaden. Warum nur schmückt sich Berlin mit diese falschen Kleidern?
Bestehende Strukturen müssen sensibel aufgebrochen werden, um neuen Anforderungen gerecht werden zu können. Wir geben dem Berliner Mut, zu seiner markanten Einfachheit zu stehen. Diese soll sich in dem Gebauten wiederspiegeln und nicht als Einfallslosigkeit, sondern als Zukunftsgedanke durchsetzen. Der Einsatz von zeitgemäßen, ökonomischen Modulen (Hefeteig-Halbschalen) in einem neuen Kontext bietet mehr Herausforderung als vermeintliche Neuartigkeit (individuelle Lebkuchen-Bauteile) zu postulieren.
Zukunftsweisendes Bauen zeichnet sich gerade durch das „sich-zu-Nutze-machen“ des Vorhandenen aus, indem Berliner Tradition weiter fortlebt und somit wahre Identität schafft. In Serie gefertigt einzigartig und in mannigfaltigen Erscheinungen (Zuckerguss, Puderzucker, Schokoladenüberzug oder auch pur für den Minimalisten) ist unser Berliner Lebkuchenhaus für jeden erwerblich. Mit unterschiedlichsten innenräumlichen Qualitäten (Marmelade, Pflaumenmus, Pudding, Sahne, etc.) verführt dieser neue Typus auch durch seine atypische Form zum Umdenken.
Durch den Einsatz traditioneller Materialien in neuem Zusammenhang wird ein Höchstmaß an Nachhaltigkeit erreicht, das weit über das Übliche hinaus und bis an das Ende, nämlich Silvester reicht.
Auslober suitcasearchitecture Abgabe Dezember 2001 Beitrag von Gesellschaft für Raumfragen! (Sandra Bruns, Carsten Scheibe, Andreas Ressel, Katharina Jester)