UMBAU VON FLUR UND KANTINE EINER BEHINDERTENWERKSTATT AUS DEN 80ern
für die BWB GmbH am Standort Goerzwerk in Berlin-Lichterfelde
in Zusammenarbeit mit Annette Bräuer-Neth
ANALYSE DES BESTANDES
Das 4. OG der Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung im Goerzwerk weist einen erheblichen Renovierungsrückstau auf. Der Umbau vom Anfang der 90er Jahre spricht eindeutig die Architektursprache jener Zeit und zeichnet sich in erster Linie durch den Einsatz starker und kontrastreicher Farben aus, sowie grober Ausstattungselemente wie die Beleuchtung und den Rammschutz. Einbauschränke in den Fluren sind minderwertiger Qualität entsprechen nicht heutigen Brandschutzanforderungen.
Mit der Zeit haben neue funktionale Anforderungen zu vielfältigen Ergänzungen geführt, die die Situation weiter verunklart haben, Schaukästen, Infoboarde, neue Leitungen in den Fluren, Kühlschrank und Kühltruhe im Zugangsbereich der Kantine, Verdunklungsvorhänge, Scheibengardinen und stimmungsvolle Beleuchtungsschlangen im Kantinenbereich.
MASSNAHMEN
Die bunte Farbigkeit der Räume wird zugunsten eines hellen freundlichen in Weiß- und Grautönen gehaltenen Farbspektrums mit neutralem und modernem Werkstattcharakter im Bereich der Böden, Decken und Wände aufgegeben.
Wertige Elemente wie Edelstahlhandläufe und -türdrücker sowie einheitliche Schaukästen und Infoboards werten die Flure auf.
Die groben Ausstattungselemente werden rückgebaut, ggf. werden auch Leitungen zusammengefasst und dezimiert. Die veralteten Einbauschränke werden durch robuste Stahlschränke ersetzt.
Der Rammschutz aus Gummistrangpressprofilen strahlt Robust-heit und Dauerhaftigkeit im Werkstattalltag aus.
Die neue Beleuchtung im Raster der Industriearchitektur hebt ebendiesen Charakter hervor und gibt den Fluren eine gut ausgeleuchtete und freundliche Atmosphäre.
Das Konzept wird ergänzt durch die Hervorhebung von Details in Maschinenorange.
KANTINENRAUM
Die Kantine wird zu einem Raum der Erholung und des Auftankens. Die Farb- und Lichtgestaltung der Flure setzt sich in der Kantine fort und wird ergänzt durch atmosphärische Elemente.
Die Ausgabetheke erhält eine neue Rahmung, die den Küchenbereich einerseits gestalterisch fasst und gleichzeitig die an dieser Stelle durch frühere Baumaßnahmen hervorgerufene inhomogene Bestandswand kaschiert.
Auch die mobilen Essensausgabewagen werden durch Verkleidungen und neue Pendelleuchten aufgewertet. Die Neuorganisation der Essensausgabe macht diese zum Blickfang und zoniert den Flurbereich neu. Der dunkle Zugangsbereich wird verkürzt, der Sitzbereich vom Ausgang abgerückt.
Die unbefriedigende Akustikdecke wird ausgetauscht. Die neuen Tische und Stühle aus Holz sind schlicht und robust. Naturholz und farbige Lackierungen bringen einen moderne, frische und unkomplizierte Atmosphäre in die Kantine.
Die lockere Hängung der Pendellampen in unterschiedlichen Höhen und Gruppen unterstützt diese Wirkung und erlaubt die freie und flexible Anordnung des Mobiliars. Die Dimmbarkeit der Lampen ermöglicht verschiedene Lichtstimmungen.
Wesentlich ist das Aufräumen und Eliminieren der vielen herumstehenden und -hängenden Elemente, die ein wenig vernachlässigt wirken. So werden sämtliche Gardinen, Kabel, Kühlschränke etc. entfernt und ersetzt durch schlichte Verdunklungsrollos und Aufsatzkühlschränke, die in die vorhandene Ausgabetheke integriert werden.
AUSSTELLUNG
Die Idee zu einer Ausstellung in dem langen hellen Flur über die in den Werkstätten produzierten Arbeiten wurde schnell von allen Seiten befürwortet. Ein Fotograf aus den Reihen des betreuenden Personals fertigte eigens für diesen Zweck Makrofotos aus der Produktion an, die er künstlerisch so bearbeitet hat, dass sie eine warmweiche Atmosphäre versprühen.
Bauherr Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung (BWB) GmbH Standort Goerzwerk - denkmalgeschützte ehemalige Zeiss-Ikon-Werke in Berlin-Lichterfelde Entwurf Annette Bräuer-Neth + Katharina Jester Update Okt 2017 - März 2018 Fotos Innenraum Annette Bräuer-Neth, Katharina Jester Makrofotos Ausstellung Flur © Ansgar Richlitzki