Mensastudie – ESBF

Architektur, Denkmal, Konzept, Machbarkeitsstudie, Projekte, Umbau, Umnutzung

MACHBARKEITSSTUDIE ZUR UNTERBRINGUNG EINER MENSA AN DER EVANGELISCHEN SCHULE BERLIN-FRIEDRICHSHAIN
Konzeptentwurf in Zusammenarbeit mit Annette Bräuer-Neth

Ein Kind hat drei Lehrer: Der erste Lehrer sind die anderen Kinder. Der zweite Lehrer ist der Lehrer. Der dritte Lehrer ist der Raum.“ (Zitat aus Schweden)

Bestandsanalyse

Im Winter 2012 werden an der vorliegenden Planung zum Umbau des Gemeindehauses zu einer einzügigen Grundschule funktionale Mängel von Seiten der Nutzerin festgestellt. Neben der fehlenden Unterbringungsmöglichkeit einer Mensa zeigt die Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes weitere Fehlstellen:

1. Ohne weiteren Ausbau, insbesondere akustische Maßnahmen ist der Saal im EG nur eingeschränkt nutzbar.
2. Die bereits umgebaute Empore funktioniert nicht als Fachraum Musik und wird daher nicht genutzt.
3. Der Personalbereich für die Pädagogen ist deutlich zu klein, ein eigener Raum für die Hortpädagogen fehlt völlig.
4. Die geplanten Hortflächen im 4.OG sind als Hortbasis zu klein.

Aus der Analyse entwickelt sich der Auftrag zur Untersuchung der Optionen für eine Mensa, die sogenannte „Mensastudie“.

Räumliches Gesamtkonzept der Schule mit Mensa im UG

Bevor im nächsten Bauabschnitt mit entscheidenden Umbaumaßnahmen begonnen wird, wird an dieser Stelle nochmals das gesamte Raumkonzept der Schule betrachtet, die Ressourcen des Bestandsgebäudes analysiert und in Abstimmung und mit den bisherigen Erfahrungswerten des Pädagogenteams versucht, das Gesamtkonzept zu optimieren.

Nach der Untersuchung und dem Ausscheiden der Standortmöglichkeiten Mensa als Dachaufstockung oder im Foyerbereich Erdgeschoss, wird die Ausgangsbasis für die Unterbringung der Mensa das Untergeschoss. Unter dieser Prämisse werden Lösungen für die weiteren Raumprobleme der Schule gesucht. Ausgehend vom Kernproblem der zu kleinen Hortbasis werden 2 Standortvarianten hierfür durchgespielt.

Variante 1 _ Nutzung des Saals als Hortbasis

Der Saal bietet mit ca. 198 qm plus Bühne plus Empore ein ausreichend großes Raumkontinuum, um hier die gesamten Hortflächen unterzubringen. Die Fragestellung lautet, ob es möglich ist, durch geeignete Teilungsmöglichkeiten und Akustikmaßnahmen, die für den Hortbetrieb notwendigen unterschiedlichen Raumangebote herzustellen und gleichzeitig den Saal in seiner Gesamtheit für Feste, Veranstaltungen, Theater und nicht zuletzt auch als Bewegungsraum zu erhalten.

Kern der Umbaumaßnahmen ist ein begehbares „Hochregal“ entlang der Brandwand. Im unteren Bereich mit der Funktion eines großen Wandschranks gliedert sich das Regal oberhalb der Ballschutzhöhe in unterschiedliche Nischen, Höhlen und Kleinflächen, die über Stufen miteinander verbunden sind. Diese bieten Raum zu eigenständigem Bauen, Lesen, Spielen….
Als beispielhaftes Vorbild dient das MACHmit! Museum für Kinder in der ehemaligen Eliaskirche in Prenzlauer Berg von Klaus Block.

Variante 2 _ Nutzung des 4. OGs als Hortbasis

Auch wenn die genehmigungsrechtlichen Einwände erst einmal gegen eine Aufstockung der Dachterrasse im 4.OG sprechen, bietet sich hier die einzige weitere Möglichkeit, neben der bereits beschriebenen Saalvariante, größere Hortflächen zu generieren.
Die Untersuchung der teilweisen Überbauung der Dachterrasse berücksichtigt zum Einen die Einwände von Ämterseite, zum Anderen ergibt sich damit ein großzügiger eigenständiger Hortbereich mit ca. 210 qm.

Der vorgeschlagenen Querriegel zwischen dem Altbau und dem Treppenhaus 2 weicht mit seiner leicht schräg gestellten Fassade auf der Schulhofseite soweit zurück, dass für den Schulhof keine weitere Verschattung entsteht. Dadurch, dass die neuen Horträume nur die halbe Gebäudetiefe einnehmen besteht auch zum innen liegenden Hof des benachbarten OSZ keinerlei Verschattung. Die Dachlandschaft des Gebäudes bleibt erkennbar abgestuft, ein besonderes Anliegen des Denkmalamtes. Der strikten Einhaltung der Abstandsflächen entsprechend der Gesamthöhe könnte durch eine weitere „Einschnürung“ des neuen Hortbereichs gegenüber dem Hof des OSZ Rechnung getragen werden.

Durch diesen großzügigen Rücksprung entsteht gleichzeitig ein nach Westen/Südwesten orientierter geschützter Freibereich von ca. 85 qm zu dem sich die Horträume hin orientieren und großzügig öffnen.
Die neuen Horträume sind von zwei Seiten belichtet und dadurch auch gut durchlüftbar, insgesamt ergibt sich eine helle, lichtdurchflutete Hortetage, in diesem Punkt ein deutlicher Vorteil gegenüber der Saalvariante.

Vom 5.OG verläuft der 2. Rettungsweg aus den Fachräumen Nawi und Kunst über das Dach der neuen Horträume zur Fluchttreppe in den Hortfreibereich. Dadurch kann der Fluchtweg vom hinteren Fachraum durch den zweiten mit direkter Blickbeziehung nach außen verlaufen.
Die Fluchttreppe wird dabei in die Gestaltung des Freibereiches mit einbezogen und mit Spielfunktionen aufgewertet. So schließt der Steg der Treppe an den obersten Raum hinter dem Treppenhaus 2 an, der zum „Outdoorspielnest“ wird, unter dem Zwischenpodest entsteht eine Sitzhöhle und der Raum unter der Treppe wird als Spielgerätelager genutzt.
Das Dach der neuen Horträume wird zum Schulgarten mit Hochbeeten, die von den Schülern bepflanzt werden können.
Damit wird die Freifläche der bisherigen Dachterrasse größenmäßig erhalten. Beide Freiflächen bieten eine eigene Aufenthaltsqualität und Ergänzung zum Schulhof.

Bauherr
 Schulstiftung der Evangelischen Kirche 
 Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz